Vertkulturerbe made in woodbrock

Kultur ist laut Definition all das, was der Mensch selbst gestaltend hervorbringen kann, ganz im Gegensatz zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderbaren Natur.

So geschah es im Kalifornien der 1950er Jahre, dass Surfer, denen die Natur die Wellen vorenthielt, die aber trotzdem „surfen“ wollten, Anmut und Freiheit des Wellenreitens auf die Straßen von Santa Monica übertrugen. Das Skateboarding erblickte das Licht der Welt, weil ein paar Kids, sie nannten sich Z-Boys, den Launen des Ozeans nicht mehr ausgeliefert sein wollten und die Natur austricksten, indem sie das Surfen aufs Land verlagerten. Es entstand das Skateboard, ein kleines Surfbrett auf Rollen und aus Wellenreitern wurden Asphaltsurfer, Skater, die das Gefühl von Harmonie, Selbstbeherrschung und der Poesie des Surfens in die urbane Enge ihrer Städte aussiedelten.

In den späten 1970er Jahren wurde das horizontale Skaten auf den Straßen und in Parks, also das Street Skaten um das vertikale Skaten, das Vert Skaten, erweitert. Diese Adrenalin fördernde Wahnsinnserfindung verdankt die Skate Welt einem klimabedingten Zufall.

Eine Dürreperiode in Kalifornien führte dazu, dass Swimmingpools nicht mehr mit Wasser befüllt werden konnten, sie waren plötzlich stillgelegt und köderten mit ihren weichen Vertikalen zahlreiche Rollbrettfahrer, die angstfrei genug waren, um sich und ihr Brett in die Senkrechte zu stürzen.

Heute ist das Skaten in stillgelegten Swimmingpools der 60er Jahre eine echte Rarität und erlebt in den USA gegenwärtig eine geradezu euphorische Renaissance.Hauptsächlich wird in meterhohen Halfpipes, in extra für das vertikale Skaten angelegten Pools und in Skateparks gefahren.

Die Geburt des Vert Skatens war auch die Geburt einer Subkultur, die sich bis heute ihren Geist von Freiheit, Anarchie und Toleranz bewahrt hat. Aus dem Herumrollern und Cruisen durch die Straßen entwickelte sich ein Sport mit gigantischen Events und Contests, bei denen die Skater ihre komplizierten, in jahrelanger, disziplinierter Arbeit erlernten Tricks in Halfpipes einem Weltpublikum zeigen.

Gegenwärtig wird das Lebensgefühl dieser Subkultur von einer nahezu verrückten Dualität genährt. Zum einen ist das Skaten eine der am schwersten erlernbaren Sportarten, die dem Sportler enorme körperliche und mentale Disziplin und Energie abverlangt. Ein Skater ist fast immer ein Autodidakt, der in Eigenregie, wie besessen an seinen Tricks feilt und sein Durchhaltevermögen, seine Ausdauer und sein Selbstvertrauen peinigt. Und das ist auch gut so! Das ist Zen!

Zum anderen sind die Werte der Skate Szene allesamt von einem radikalen Freiheitsgedanken, Kreativität und Chaos durchtränkt. Anarchie, Toleranz, Tempo, Risiko, der „Spirit des furchtlosen freien Falls“ und Musik wie Skatepunk, Hardcore, Punk, Crossover und Hip Hop unterfüttern dieses Lebensgefühl, das immer eine Balance zwischen Chaos und Disziplin beibehält.Seit mehr als 40 Jahren entdecken Generationen von jungen Menschen den Skatesport für sich neu und saugen den Geist dieser Subkultur in sich auf.

Wir möchten mit unseren Projekten bei Vertkulturerbe die Dualität dieser Subkultur, ihre Autonomie und ihre wichtigsten Werte etablieren und weitergeben.

Wir wollen, dass die Kultur des Vert Skatens weiterlebt, deshalb werden wir nicht aufhören diese an kommende Generationen weiter zu vererben.